MohnblütenVesna Ivkovic

Troja

Krieg den Gesetzen
- und die Hybris menschlicher Göttlichkeit

 

Achilles der Schlächter – Widder-Aszendent    

Der zentrale Held in Wolfgang Petersens Troja, Achilles, ist in ganz Griechenland bekannt als „begnadeter Schlächter“, ein unbesiegter Kämpfer, der um seine Überlegenheit weiß und dementsprechend schon fast gelangweilt ist vom Kampf – keiner seiner Gegner ist ihm gewachsen. Das ist der Grund dafür, dass der ehrgeizige Agamemnon ihn trotz seines Widerwillens gegen Achilles' Eigenwilligkeit und Stolz für seinen Kriegszug gegen Troja braucht.

Wir sehen in der Figur des Achilles reine Widder-Energie in der astrologischen Form eines Widder-Aszendenten: der Held tritt der Welt mit einer kämpferischen Haltung entgegen, seine Krieger-Kraft ist auf den ersten Blick sichtbar und wird von der Welt erkannt. Er selbst nutzt dies um sein Ego, seinen Wunsch nach Ruhm und „Unsterblichkeit“ – der sich in einer Sonne im 10.Haus zeigt – durchzusetzen und seine Krieger-Kraft ist entsprechend ohne jedes Maß, was einer Verbindung von Mars und Jupiter entspricht.

 

Die Begegnung mit dem Anderen – Widder und Waage

Die größte Herausforderung für Achilles ist das Konzept von Frieden und Harmonie, also der seinem Widder-Aszendent gegenüberliegende Waage-Deszendent. Diese Herausforderung begegnet ihm in Gestalt von Briseis, einer Priesterin des Apollon – übrigens ein Gott, der unter anderem für die Künste „zuständig“ ist, und Kunst und Kultur sind natürlich Waage-Entsprechungen.

Briseis ist eine Venus-Figur – Venus herrscht über das Zeichen Waage –, jedoch ist sie selbst eine durchaus streitbare und wehrhafte Gestalt. Sie begegnet Achilles daher auf ihm vertrautem Gebiet – der Widder-Energie – und bringt ihn dabei mit der Waage-Qualität in Kontakt: wir sehen eine Widder-Venus als Herrscherin des Waage-Deszendenten im ersten Haus, in Verbindung mit Mars.

In der Darstellung der Liebesgeschichte zwischen Achilles und Briseis wird das Motiv der “Streit-Beziehung” (eine Verbindung von Widder und Waage oder eben Widder-Venus) aufgegriffen und führt zu einer der stärksten Szenen des Films, einer als Mordversuch Briseis' an Achilles beginnenden Verführungsszene.
Dies lässt an den tragischen Mythos von Achilles' Begegnung mit der Amazonen-Königin Penthesilea denken, in dem die Liebe nur als Machtkampf mit Todesfolge lebbar schien (bei Homer tötet Achilles Penthesilea, Kleist wiederum bezog sich auf andere mythologische Quellen und lieĂź Penthesilea Achilles in wilder Raserei zerreiĂźen – so wird aus dem Venus/Mars-Thema ein Venus/Mars/Pluto-Thema).

 

Die rebellische Autonomie eigener Göttlichkeit – Wassermann-Sonne

Einhergehend mit Achilles’ Krieger-Kraft finden wir in ihm ein rebellisches, Autoritäten, Gesetz und menschliche Grenzen nicht akzeptierendes und nicht respektierendes Wesen. Auch seine Verachtung für Agamemnon, der sich zum “König aller Könige” erhebt, und seine Identifikation mit einer Gemeinschaft Gleichgesinnter sprechen eine deutliche Sprache: wir haben es mit einer Wassermann-Sonne zu tun und Achilles' Streben nach Ruhm und öffentlicher Anerkennung weist dieser Wassermann-Sonne eine Platzierung im 10.Haus zu.

Achilles' Gefühl von Überlegenheit ist nicht nur das eines unbesiegbaren Kämpfers, sondern auch das eines Menschen, der sich als übermenschlich empfindet, als über dem Irdischen, über allem Menschlichen stehend, es ist die Überlegenheit eines Halbgotts – schließlich ist seine Mutter die göttliche Nereide Thetis. Diese Übersteigerung der Wassermann-Qualität der Sonne entspricht einer Konjunktion zu Jupiter.

 

Kämpfen um den Himmel zu gewinnen – Widder und Wassermann

Die Mischung aus Widder- und Wassermann-Energie, wie sie sich außerdem in einem Widder-Uranus am Aszendenten ausdrückt, wird ganz wunderbar ins Bild gesetzt in Achilles’ Kampfstil – bei Homer wird er immer der „mutige Renner“ genannt, sicherlich hat auch das die Kampf-Choreographen des Films beeinflusst: Achilles kämpft mit überraschenden Haken, mit sehr viel Bewegung zu allen Seiten (hier wird auch die Verbindung von Mars und Jupiter bebildert), vor allem auch nach oben, d.h. mit viel Sprung-Energie – bezeichnenderweise findet das Zeichen Wassermann seine anatomische Entsprechung in den Waden.
Auch energetisch ist Wassermann das Zeichen, das auf dem Sprung ist: weg von der Bindung ans Irdische, in Richtung Himmel, aber noch zu individualistisch um im Überirdischen, im All-Einen, das von der Fische-Qualität beschrieben wird, aufzugehen.

Achilles besiegt seine Gegner vor allem durch diese maßlos erweiterte, ungewöhnliche, sich an keine Gesetze haltende Krieger-Kraft – er fordert die Naturgesetze ebenso heraus wie die Gesetze der Götter und die der Menschen.

 

Der Zorn des Achilles – Widder und Skorpion

Auch Achilles' unbarmherziger, mörderischer Zorn – der legendär geworden ist – kennt keine Grenzen: In seiner rasenden Verzweiflung über den Tod seines Vetters Patroklos wäre er fähig sogar jene zu töten, die ihm am nächsten stehen. Solche Explosivität und Wucht mörderischer Emotionen entspricht einer Verbindung der Krieger-Kraft mit Skorpion- oder Pluto-Energie.

In der Analyse zu Der letzte Samurai werde ich näher darauf eingehen, wie wichtig diese Verbindung von Krieger-Kraft und plutonischer Macht, also die Vertrautheit mit Tod bzw. dem Töten, für eine Krieger-Gestalt ist. Es ist die Vertrautheit mit dem skorpionischen Bewusstsein vom „Werden und Vergehen“, die dem Krieger im entscheidenden Moment jene Furchtlosigkeit verleiht, die er braucht, um mit jeder Faser im Augenblick des Kampfes präsent zu sein. Eine klare Bebilderung dessen findet sich in Last Samurai.

Das Vertraut-werden mit Pluto, also mit den Abgründen der Seele, den mächtigsten Ängsten, dem Schrecklichsten und Höllischsten, das wir uns vorstellen, ist immer ein wichtiger Schritt zu größerer Angstfreiheit und Selbstentfaltung und jeder der drei Krieger-Helden, die hier besprochen werden, ist auf die eine oder andere Weise mit Pluto verbunden, oder – wie im Falle des römischen Feldherrn und Gladiators Maximus – muss sich mit diesem auseinander setzen, um seine Heldenreise zu vollenden.

 

© Copyright 2006 Vesna Ivković



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