Love Story - Von Venus und Mars

Ay me! for aught that I could ever read,
Could ever hear by tale or history,
The course of true love never did run smooth;
But either it was different in blood,
Or else misgraffed in respect of years,
Or else it stood upon the choice of friends,
Or, if there were a sympathy in choice,
War, death, or sickness did lay siege to it…

Shakespeare: A Midsummer Night's Dream (1)


Zwei starke Kräfte

In der Faktorenvielfalt der astrologischen Bildersprache stehen auch die Planeten Venus und Mars für in jedem einzelnen Menschen wirksame Kräfte, die einen Teil dessen ausmachen, was wir unsere Persönlichkeit zu nennen gewohnt sind. Als archetypisches Liebespaar symbolisieren sie unser inneres Bild oder Muster, nach dem wir Liebesbeziehungen wahrnehmen, verstehen und gestalten.
Für sich genommen stehen sie für zwei sehr zentrale Funktionen unseres Wesens: Venus beschreibt das, was wir anziehen und mögen, was wir wertschätzen und womit (bzw. mit wem) wir gerne in Verbindung treten, Mars hingegen verweist auf unseren instinktiven Wunsch nach Durchsetzung unserer selbst, unseres Willens, unserer Impulse. Venus richtet den Blick auf den Anderen, manchmal auf Besitz oder auch in einen Spiegel, Mars hat nur die Erfüllung seines Willens oder Begehrens vor Augen, blickt nicht über sich selbst hinaus, weil er nur sich selbst und seine Wünsche kennt.

Anziehung und Autonomie...

Die Kräfte von Anziehung und Individuation sind in jedem Menschen wirksam, die noch immer verbreitete astrologische Annahme, Venus stünde im Horoskop eines Mannes für die Frauen in seinem Leben und Mars im Horoskop einer Frau für ihre Männer führt daher in die falsche Richtung. Tatsächlich ist es in Beziehungen aber häufig der Fall, dass Anziehung und Beziehungs- und Auseinandersetzungsbereitschaft einerseits und Autonomie- und egobezogener Durchsetzungswille auf die Partner verteilt werden – jede/r nimmt dann nur eine der beiden Rollen im Beziehungsmuster ein und gibt dabei seine eigenen Manifestationen der anderen Seite auf. Auch wenn so manches Mal diese Rollen den stereotypen Geschlechterbildern nach verteilt sind, so ist doch zu betonen, dass Venus und Mars weder männlich noch weiblich im biologischen Sinne sind. Sie symbolisieren Konzepte von Weiblichkeit und Männlichkeit, die – abhängig von persönlicher innerer Autonomie – frei wählbar sind.

...sind ein Liebespaar

Der Mensch ist ein komplexes Wesen, es spielen daher oft auch noch sehr viele andere Aspekte und Funktionen eine Rolle, wenn wir Beziehungen welcher Art auch immer eingehen. Je mehr aber eine Beziehung einer leidenschaftlichen erotischen Liebe gleicht, desto größer daran ist zweifellos der Anteil unserer Venus- und Mars-Funktionen, die dann unsere Fähigkeiten zu erotischer Anziehungskraft und sexuellem Begehren repräsentieren.
Da die Liebe (oder das, was wir dafür halten) mit all ihren Hindernissen, Höhen und Tiefen, mit ihren vielfältigen Ausdrucksformen und Verständigungsschwierigkeiten immer ein Lieblingssujet (nicht nur) des Films gewesen ist, hat es seit die erste Kinoleinwand aufgehängt wurde, nie an auf sie projizierten Liebespaaren gemangelt. Und manches dieser Paare, manche ihrer Geschichten von tragischem Verlust, schwierigem Zueinander oder auch komischem Miteinander sind zu großen Leinwanderfolgen oder zeitlosen Klassikern geworden.

Liebeskonzepte

Auf den folgenden Seiten untersuche ich mehrere berühmte Filmliebespaare und ihre Geschichten mit Blick auf die Entsprechungen astrologischer Konstellationen und versuche daran zu verdeutlichen, welche Vorstellungen von Liebe, d.h. welche Liebeskonzepte sie repräsentieren.

 

(1)  "Nach allem, was ich jemals hörte
Und jemals las in Chroniken und Sagen:
Der wahren Liebe Weg war niemals leicht,
Entweder Unterschiede der Geburt
Oder die Zahl der Jahre war zu ungleich
Oder man hing von der Verwandten Wahl ab
Oder wenn schon die Wahl der Liebe stimmte,
Belagerten Krieg, Tod und Krankheit sie..."

William Shakespeare, Sommernachtstraum
Übersetzung von Erich Fried.

 

© Copyright 2009 Vesna Ivković